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zuvor. Tief im Inneren glaubte ich, dass wenigstens sie mich geliebt hatte. Und jetzt ... herauszufinden, dass sie
mich verlassen hat, dass sie mit einem Liebhaber geflohen ist und ihr Kind zurckgelassen hat, welches Schicksal
es auch immer auf den Straen Londons erwartete ...! Welche Frau
wrde so etwas tun? Was war sie fr ein Mensch?"
 Du weit nicht, ob irgendetwas davon wahr ist!", widersprach Irene.  Vielleicht ist deine Mutter gestorben. Du
kannst dich nicht erinnern, was passiert ist - du warst zu jung. Nur weil ihr nicht entfhrt wurdet, heit das nicht,
dass sie dich im Stich gelassen hat. Warum htte sie dich schlielich sonst mitgenommen, wenn sie dich nicht
gewollt htte? Es wre viel einfacher gewesen, dich zurckzulassen. Man reist viel schneller ohne ein Kind, weil
man dann nicht so auffllt. Und ihr muss klar gewesen sein, dass ein Mann wahrscheinlich eher seine Ehefrau
verfolgt, wenn sie seinen Sohn und Erben mitnimmt." Sie schttelte den Kopf.  Nein, ich bin davon berzeugt,
dass sie dich mitnahm, weil sie es nicht ertrug, dich zurckzulassen. Sie muss dich sehr geliebt haben. Was auch
immer sie fr ihren Ehemann oder ihre Ehe oder diesen angeblichen Liebhaber empfunden hat, sie muss dich
geliebt haben."
 Aber wie bin ich dann allein in London gelandet?"
 Das wei ich nicht. Ich vermute, wir werden es nie erfahren", erwiderte Irene ehrlich.  Alles Mgliche knnte
passiert sein. Vielleicht ist sie krank geworden und dort gestorben, und der Mann, mit dem sie reiste, lie dich
zurck. Oder vielleicht verlie er euch beide, und sie wurde dann krank und starb oder wurde dir auf eine andere
Art genommen."
 Oder ihr Liebhaber war es einfach satt, einen Balg mit herumzuschleppen, und hat von ihr gefordert, den Jungen
zurckzulassen. Sie hat ihren Ehemann betrogen. Sie hat ihren eigenen Namen besudelt. Warum sollte sie davor
zurckschrecken, ein unbequemes Kind loszuwerden?"
Irenes Herz war schwer vor Mitleid fr Gideon. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es sich anfhlen musste, zu
erfahren, dass die eigene Mutter einen verlassen hatte. Trotz all der Jahre des Kummers mit ihrem Vater war sie
sich doch wenigstens immer der Liebe ihrer Mutter sicher gewesen. Sie fragte sich, wie es wohl sein musste, nie
eine verlssliche, anhaltende Liebe gekannt zu haben. Solange er zurckdenken konnte, war Gideon immer allein
gewesen, hatte nie jemanden gehabt, auf den er sich verlassen oder dem er trauen konnte.
 Es tut mir so leid", murmelte sie, sich durchaus bewusst, wie unzulnglich ihre Worte waren. Sie wusste nicht,
wie sie die Tiefe ihres Mitgefhls mitteilen konnte, und natrlich konnte sie
auch nicht wirklich nachempfinden, was er fhlte.
Gideon zuckte mit den Schultern, sein Gesicht hart und gefhllos.  Diese Neuigkeiten ndern nichts in meinem
Leben. Schlielich habe ich keine wirkliche Erinnerung an meine Mutter. Es ist nicht so, als ob mich jemand
betrogen hat, den ich kennen wrde."
 Das stimmt. Aber was du geglaubt hast, ist genauso wichtig wie das, an das du dich tatschlich erinnerst. Du warst
dir sicher, dass deine Mutter dich nicht verlassen hat, sonst httest du dich bestimmt von ihr betrogen gefhlt."
 Was ich glaube, ndert nichts an den Fakten. Ich war damals allein, genau wie ich es jetzt bin."
 Nein, du bist nicht allein!", rief Irene, trat einen Schritt nher und legte ihre Hand auf seinen Arm. Sie atmete ein,
um ihm zu sagen, dass sie bei ihm war, aber dann wurde ihr im letzten Moment klar, dass sie sich damit zu einer
Nhe bekannte, die es nicht gab. Sie war vielleicht jetzt hier bei ihm, aber das wrde nicht andauern. Sie wrde
nicht als Ehefrau oder auch nur als Freund bei ihm bleiben, wenn diese zwei Wochen vorbei waren.
Ihre Hand fiel von seinem Arm, und sie wandte den Blick ab.  Das heit... Ich meinte, Sie werden bald heiraten.
Sie werden die Gesellschaft und Untersttzung Ihrer Frau haben, also werden Sie nicht lnger allein sein."
Er lie ein kurzes, freudloses Lachen hren.  Eine Frau, die willens ist, im Austausch gegen Reichtum und einen
Titel einen so verrufenen Mann wie mich zu heiraten. Irgendwie fllt es mir schwer zu glauben, dass es eine enge
Beziehung sein wird."
 So muss es nicht sein", widersprach sie.
Gideon hob unglubig eine Augenbraue.  Das knnen Sie nicht wirklich glauben. Das passt kaum zu Ihrer
Weigerung zu heiraten. Wie kann ich Untersttzung und Freundschaft von einer Frau erwarten, die ich nach Ihrer
Meinung tyrannisieren und misshandeln werde?"
 Ich glaube nicht, dass Sie Ihre Ehefrau tyrannisieren und misshandeln werden", erwiderte sie.
 Sie haben zumindest glaubhaft vorgegeben, dass Sie davon berzeugt sind."
 Nein, ich bin nur nicht bereit, mir das Leben zuzumuten, das ich fhren msste, falls ich mich doch irre. Aber ich [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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